Der geht so schnell nicht den Bach runter

Was macht ein Outdoorfachgeschäft aus? Richtig. Fachwissen – in praktischer aber auch theoretischer Ausprägung. Deshalb sind wir viel unterwegs, machen die wildesten Touren und testen alles selber. Manchmal gehen wir auch auf Fortbildung, besuchen Hersteller und besichtigen deren Produktion. So bekommen wir einen prima Einblick in die Arbeitsweise, die Produktionsabläufe und die Qualitätssicherung unserer Partner. Zum Beispiel Rucksäcke und Liegematten.

Was macht man also, wenn Bach anruft und einlädt? Man packt schleunigst seinen (Bach) Rucksack und fliegt nach Irland. Bach ist einer der wenigen Outdoor-Hersteller, die noch Produkte in Westeuropa produzieren. Kilkenny, Irland, ist sozusagen das Rucksackzentrum Europas: „Made in Ireland“.

Kilkenny liegt auf

Bach Rucksack

halbe Strecke von Cork nach Dublin im Südosten der Republik. Ein wildes, ausgesetztes Land mit viel Regen. Irgendwo muss ja der Name „Grüne Insel“  herkommen. Das Industriegebiet von Kilkenny ist dagegen grau – wie Industriegebiete überall auf der Welt. Autohöfe, Recyclinghallen und mittendrin eine kleine graue Werkshalle mit einem kaum wahrnehmbaren Schild „Transbach Ltd“. Ich bin irritiert. Man stellt sich Outdoorfirmen irgendwo in der Natur vor, aber Produktion ist Produktion und kein Kindergarten.

Innen warten Bridget, Catrina, Nelly und Tony – das Team von Bach. Zur Begrüßung gibt es irischen Single Malt. Das gehört zu Bach wie der Regen zur Irland. Schon auf der Homepage heißt es unter „Kundeninfos“: „Wie der BACH Rucksack zu jedem Trekker gehört, gehört ein guter Single Malt zur irischen Insel – solltest Du Dich einmal in unsere Gefilde verirren, steht deshalb für alle BACH-Kunden ein Glas Bushmills bereit (1 Glas und nicht ‚ne Flasche…)“. Also „go maith“ wie die Iren sagen.

Das graue des Industriegebietes ist augenblicklich vergessen. Strahlende Gesichter, kräftige Hände, lautes Lachen: „Willkommen im Epizentrum der Rucksackentwicklung“. Wobei man fairerweise sagen muss, dass auch die Firma Bach Tribut an den wachsenden Outdoormarkt zahlen musste. Aus Irland kommen längst nicht mehr alle Rucksäcke von Bach. Der Großteil der Produktion ist ausgelagert nach Vietnam an einen langjährigen Partner von Bach. „Das war nicht einfach,“ erzählt Martin Wiesmann, Inhaber von Bach. Es hat lange gedauert, bis die Qualität der Rucksäcke irischen Standards entsprochen habe.

Was also ist noch in Irland? Irland ist weiterhin die Zentrale. Hier sitzt die gesamte Logistik, das Design und die Produktentwicklung, ein Teil der Herstellung, die Sonderproduktionen wie limitierte Editionen und Customized Passformen, der komplette Servicebereich – der Dank der legendären Bach-Qualität eher selten was zu tun hat und deshalb von den gleichen Näherinnen und Näher aus der Produktion bedient wird – und die Feuerwehr. „Was ist die Feuerwehr?“ will ich wissen. Wieder Gelächter. „Wenn Ihr in Paderborn zu viele Rucksäcke verkauft und außerhalb der normalen Orderzeiten nachbestellt und unsere Lager leer sind, produzieren wir hier schnell die Rucksäcke. Dann werdet Ihr mit echter „Made in Ireland“ Produktion belohnt.“ Das ist ein riesen Vorteil einer Europaproduktion. Kein anderer Hersteller kann so schnell reagieren, wie Bach. Wer in Asien produziert braucht mindestens drei Monate bis die Ware in Deutschland ist. Also muss man in Vorleistung treten, Rohstoffe verbrauchen, Läger überfüllen, ewig lange Transportwege in Kauf nehmen, den ökologischen Footprint nach oben treiben – und regelmäßig müssen dann Überproduktionen in Angeboten abverkauft werden.

Bach hat da einen guten Mittelweg gefunden. Hochwertig, eigene Partnerproduktion  in Ho-Chi-Minh-Stadt für die Vorordern und schnelle Reaktion auf Sonderwünsche, Sonderanfertigungen und dringliche Nachberstellungen. Bach ist eben keine Massenware. Bach ist High-End. Wer einen Bach-Rucksack hat, hat einen Rucksack für’s Leben.

Bach LogoIch bin begeistert. Ich könnte hier meinen ganz eigenen Rucksack für mich machen lassen? Farben und Schnallen, Fächer und Details wie ich will? Fast. Bach macht schon customized Rucksäcke, aber es ist natürlich nicht alles möglich. Keine wilden Farben, aber in den Farben die Bach in der Kollektion hat und natürlich macht es keinen Sinn, den Rucksack mit Details zu überlasten. Bach weiß, was sinnvoll ist und was nicht geht. Aber man kann schon einen Rucksack an den Körper „anpassen“, etwa einen kleineren Hüftgurt an einen großvolumigeren Sack nähen. Manchmal benötigen auch kleinere Personen viel Zuladekapazität. Oder einen größeren Hüftgurt und längere Träger an einen normalen Rucksack nähen, damit der Rucksack auch einem Menschen mit Basketballkörpergröße passt. Geht, und macht machmal Sinn (wie einen Sonderschuh in Größe 60 bei Meindl). „Und was kostet das dann“, will ich wissen. „Etwa 10% mehr“, bekomme ich zur Antwort – es sei denn man will doch noch ein paar kleine andere Änderungen. Gute Sache und sicher ein Segen für Menschen, die sonst verzweifeln auf der Suche nach einem passenden Rucksack.

Wir gehen durch die Werkshalle, sehen die Näherei, die Serviceabteilung, die Poststation. Sprechen und spaßen mit den „Bachianern“ und bekommen alle möglichen Vorführungen an den Nähmaschinen, etwa wie man einen Gurt richtig in eine Naht einnäht, so dass sie nicht ausreißt. So vergeht der erste Tag.

Do it yourself

Am nächsten Morgen kommt dann der Schock: Bridget, Catrina, Nelly und Tony haben schon alles vorbereitet und grinsen breit. „Heute näht ihr mal,“ heißt es. „Ihr dürft aber auswählen, was Ihr machen wollt“. „Na prima“, denke ich. Ich bin jetzt handwerklich sicher nicht unbegabt, aber an einer Nähmaschine habe ich nicht gesessen, seit ich die Heimnähmaschine der Mutter in der Mittestufe ruiniert habe. Und das hier ist eine andere Liga. Ich habe das Gefühl ich berühre das Fußpedal nur leicht und schon geht das Ding ab wie Schmitz Katze. Statt der geplanten 3 cm Naht habe ich satte 11,5 cm genäht – und vor Schreck alles andere als gerade. Zum Glück war das nur ein „Probestück“ wo schon allerlei nähte kreuz und quer verlauefen. Catrina lacht. „Das passiert jedem, ist halt eine Industriemaschine und keine Heimnähmaschine für Muttis.“ Üben ist also angesagt – und mit Gefühl. Und das geht am besten ohne Schuhe. Das ist fast wie die erste Fahrstunde und dem Gaspedal… Aber Übung macht den Meister und so schaffen wir tatsächlich im Laufe des Vormittags ein paar Kleinprodukte zum mitnehmen. Selbst genäht – Bach-Werkstatt-Qualität. Und dank der schwarzen Stoffe sieht man die wiederaufgetrennten Nähte kaum… Immerhin nenne ich jetzt einen Waschbeutel und einen Rolltop-Rucksack mein Eigen und bin mächtig stolz. Gleichzeitig ist mein Respekt vor Bridget, Catrina, Nelly und Tony ins unermeßliche gestiegen. So ein Specialized Rucksack von Bach ist nun wirklich kein einfaches Gebilde. Das ist echtes Handwerk und keine schnelle Produktion.

Wie viel Handwerk da tatsächlich drinsteckt, sollten wir bald erfahren. Tony, Bridget und Catrina wollten uns nämlich zeigen, wie ein Rucksack genäht wird – und zwar von A bis Z und in der klassischen Arbeitsteilung. Zuerst ging es an den Zuschnitt. Über 200 Teil von dem Grundmaterial Cordura über Schnallen, Bänder, Schäume, Garn und TPU-Versteifungselemnte. Das dauert so etwa eine Stunde bis die Teile alle gemacht, zusammen und nach Rucksackteilen sortiert sind. Dann ging es los. Bridget kümmerte sich um den Deckel, Tony die Rückseite mit dem Tragesystem und Catrina den eigentlichen Sack. In einem Affenzahn surrten die Nadeln der Nähmaschinen hoch und runter wie Lance Amstrongs Beinen in den besten Dopingzeiten am Tourmalet. Dazwischen huschten Fingerkuppen hin und her, führten Stoffe, hielten Teile aneinander, dass ich schon mal überlegte, wo denn hier der Verbandskasten sein könnte…und die Einzelteile nahmen immer mehr Gestalt an, was das Nähen auch immer komplizierter machte. Ein zweidimensionales Teil lässt sich noch deutlich einfacher durch die Nähmaschine führen als eine dreidimensionales Produkt. Eine Stunde später hatte Tony dann die drei Elemente zusammengefügt und fertig war er: Ein in echtem Handwerk genähter Rucksack „Made in Ireland“ von Tony, Bridget und Catrina. Ich finde es immer schon faszinierend wie aus lauter Einzelteilen ein fertiges Produkt entsteht, aber der Hammer hier war, dass alle drei Näher/innen den Rucksack abslout auswendig, ohne irgendwelche Anleitung genäht hatten. „Ach das haben wir schon so oft gemacht, da sitzt jeder Handgriff“, winkte Bridget ab. Echtes Handwerk eben und keine Massenproduktion. Das ist ein Grund, warum wir Bach-Rucksäcke im Laden haben. Der zweite Grund ist die sagenhafte Qualität, die aus dem Handwerk entsteht…also probiert einen „Bach“ einfach mal auf.

Übrigens. Wer mal des Weges ist, auf Radtour durch Irland, ruft einfach mal bei Bach an (Telefonnummer findet ihr auf der Homepage www.bachpacks.com), kündigt Euch an und schaut mal rein. Auch wenn nicht jeder eine Sonderführung bekommt wie wir, so kann man schon den normalen Alltag anschauen: Nähen, Reparieren oder Entwickeln. Spannend ist ein Besuch bei Bach allemal – und ein Glas Bushmills gibt es bekanntermaßen ja auch…

Weitere Rucksäcke von Bach aus unserem Bestand:

Shield 22, Bach, black

  • Volumen: 22 l
  • Gewicht: ca.1200 g
  • Rückenlänge: 47 cm
  • Material: 500D
  • Tragesystem: Hike VS

mehr Infos unter: Shield 22, Bach, black

Lite Mare 2, Bach, daphne blue, 70+10

  • Volumen: 70 l
  • Gewicht: ca.2300g
  • Rückenlänge: 67 cm
  • Material: 420D RS
  • Tragesystem: Lite Expedition

mehr Infos unter: Lite Mare 2, blue

Lite Mare 2, Bach, black, 65+10

  • Volumen: 70 l
  • Gewicht: ca.2300g
  • Rückenlänge: 67 cm
  • Material: 420D RS
  • Tragesystem: Lite Expedition

mehr Infos unter: Lite Mare 2, black

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