Unberührte Natur, weite Fjorde und schneebedeckte Berggipfel – über solche paradiesischen Zustände schwärmt wohl jeder trekkingbegeisteter Mitarbeiter eines Outdoorladens. Dieses Jahr wurde der Traum für zwei von unseren Mitarbeitern wahr. Thomas und ich (Lukas)
Per Flugzeug geht es zunächst relativ schnell und bequem nach Stockholm, wo die eigentliche Reise erst losgehen soll.
Mit den berühmten „Polar-Circle Train“ kommen wir dem eigentlichen Startpunkt unserer Tour immer näher.
Erst durch das relativ gemütliche Tempo des Zuges wird einem die Weite der schwedischen Natur erst bewusst. 19 Stunden später erreichen wir die nordschwedische Stadt Kiruna, in der eine der größten Erzminen der Welt liegt. Die ganze Stadt ist eingerahmt von den riesigen Abraumhalden des Bergwerkes. Nachdem wir uns in der Turnhalle der örtlichen Schule registriert haben, bauen wir schnell unsere Zelte auf, denn nach über 40 Stunden auf den Beinen brauchen wir endlich etwas Schlaf.
Am nächsten Morgen wird ausgiebig geduscht (das letzte Mal für eine lange Zeit) und gefrühstückt, dann werden wir, mit den anderen Teilnehmern unserer Startgruppe, nach Nikkaluokta gebracht. Dort sammeln sich alle Teilnehmer und warten auf den offiziellen Startschuss des Fjäll Räven Classic. Zuerst sind wir von der Teilnehmerzahl etwas geschockt, da sich vor uns eine wahre Karawane von Wanderern auf den Weg macht. Aber zum Glück zieht sich das Feld recht schnell auseinander, so dass wir bereits nach ca. 1 Stunde fast für uns alleine sind. Der erste Teil der Wanderung führt durch Birkenwälder und die berühmten schwedischen Stege leicht bergauf. Nach etwa 10 Kilometer wird der Weg deutlich schmaler und steiniger und führt mit Blick auf den schneebedeckten Tuolpagorni immer weiter hinauf zur Bergstation des Kebnekaise, der mit 2104 Metern der höchste Berg Schwedens ist.
Der Bergstation ist der letzte Außenposten, der noch über fließendes Wasser und WC’s verfügt. Dort lassen wir unsere Wanderpässe stempeln und bauen unsere Zelte etwa 2 Kilometer entfernt auf. Der wundervolle Ausblick ins Tal und auf das Bergmassiv des Kebnekaise entschädigt für die Strapazen des Tages.
Nach einer erholsamen Nacht und dem leckeren Frühstück in Form von Trekkingnahrung geht es motiviert auf die nächste Etappe nach Singi. Vorbei am beeindruckenden Tuolpagorni schlängelt sich der steinige Weg in einem Halbkreis um das Kebnekaisemassiv. Durch die massiven Berghänge an beiden Seiten des Weges geht es stetig bergauf bis zu dem Bergkamm vor den Singistugorna.
Von dort aus geht es noch etwa 3 Kilometer abwärts, bis zur Hütte von Singi. Hier treffen mehrere wichtige Wanderrouten aufeinander. Wir kommen aus östlicher Richtung vom Kebnekaise, nach Westen kann man nach Hukejaure weiterwandern. Der Fjällräven Classic folgt ab hier dem berühmten Kungsleden in nördliche Richtung. Nach ca. 3 Kilometern bauen wir hier in einem – so hofften wir – windgeschützten Kessel unsere Zelte auf. Leider drehte der Wind in der Nacht seine Richtung und nahm stark an Stärke zu, so dass an Schlaf in dieser Nacht kaum zu denken war. Pünktlich zum Frühstück klarte das Wetter aber wieder auf, so dass wir unsere längste Etappe in Angriff nehmen konnten.
Zunächst schlängelt sich der Weg im Zickzack an vielen Bächen entlang Richtung Sälka. An dieser Hütte haben wir die Möglichkeit die Trissebude zu benutzen und unsere Gasvorräte aufzustocken. Viele Wanderer nutzen auch die Gelegenheit auf eine erholsame Stunde in der Sauna, für die vorher allerdings das Holz selbst gehackt werden muss. Wir waren allerdings noch hochmotiviert und nahmen nach einer kurzen Pause lieber gleich den höchsten Pass der Wanderung in Angriff. Der Tjäktjapass bei 1140 Metern stellt die größte Kraftanstrengung der Tour dar. Da man nur bis auf eine Höhe von maximal 900 Metern Zelten kann, ist dies auch der „Point of no return“. Hat man die steile Kletterpassage allerdings geschafft, erwartet uns ein wunderschöner Panoramablick. Die Nordseite des Passes ist eine wahre Mondlandschaft. Riesige Felsbrocken und spitze Steine soweit die Auge reichen machen das Vorankommen sehr schwer. Doch nach einer kniffligen Flussdurchquerung ist auch diese Etappe geschafft und wir verkriechen und völlig k.o. aber glücklich in unsere Zelte.
Als wir am nächsten Morgen aus unseren Zelten kriechen, wartet bereits eine schöne Überraschung auf uns. Über dem Gletscherbach, der uns die ganze Etappe bis nach Alesjaure begleiten wird, spannen sich alle Farben des Regenbogens.
So macht das Wandern mit dem schweren Gepäck natürlich gleich doppelt so viel Spaß. Also werden die Rucksäcke geschultert und wir brechen weiter in nördliche Richtung auf. Auf dieser Etappe müssen einige der zahlreichen Gletscherbäche überquert werden, welches mithilfe der stählernen Sommerhängebrücken auch problemlos funktioniert. Nur bei einem Fluss scheinen die Schweden vergessen zu haben eine Brücke aufzubauen. Notgedrungen ziehen wir die Wanderstiefel aus und waten barfuß durch den eiskalten Bach. Doch auch hier entschädigt die Landschaft wiedereimal für alle Strapazen. Wir bauen unsere Zelte nach etwa 20 Kilometern mitten in grandioser Natur, umgeben von Wasserfällen und dem direkten Blick auf den See Alesjaure, auf. Auch zu unserer abendlichen Tüte Trekkingnahrung haben wir wieder den schönen Blick auf einen Regenbogen.
Am nächsten Morgen haben wir das Ziel schon fest vor Augen.
Durch ein riesiges Rentiergehege führt der Pfad den Pass von Kartinvare herunter und zum ersten Mal sehen wir wieder Bäume. Die Baumgrenze befindet sich in Nordschweden nämlich schon auf etwa 700 Metern. Wir holpern also den steilen Pass hinunter und überqueren einen reißenden Gletscherbach. Von nun an wird der Weg deutlich einfacher und führt, immer am Fluss entlang, auf direkten Weg nach Abisko. Dort erwarten uns schon viele Wanderer aus den früheren Startgruppen, die uns einen tollen Empfang bereiten.
Nach dem obligatorischen „Siegesbier“ fallen wir geradezu in unsere Zelte und schlafen uns richtig aus. Zum Glück haben wir noch einen Ruhetag eingeplant, so dass wir auch die Umgebung von Abisko noch ein wenig erkunden können, bevor uns der „Polar Circle Train“ wieder nach Stockholm bringt.
Ausrüstung:
Rucksack: Fjäll Räven Kajka 75 Liter
Zelt: Vaude Mark 2
Isomatte: Exped SynMat 7 LW
Schlafsack: Warmpeace Viking 600
Kissen: Sea to Summit Aeros Ultralight
Jacke: Arc’teryx Alpha FL
Hose: Fjäll Räven Barents Pro
Schuhe: Hanwag Yukon
Kocher: Trangia mit Gasbrenner