Was brauche ich für den Klettersteig?

Ich bin selbst schon einen Weg in den Alpen gegangen, bei dem in den unterschiedlichen Wegbeschreibungen differenzierte Meinungen vorkamen – der eine bezeichnete den Weg mit Stahlseil als ausgesetzten Weg und die andere Wegbeschreibung sprach von Klettersteig. Fest steht auf jeden Fall, dass ein Weg als Klettersteig bezeichnet werden kann, wenn zur Absicherung feste Stahlseile, Ketten, Eisenstreben oder auch Leitern, künstliche Griffen oder Eisentritte verwendet werden müssen, um den Weg zum Ziel weitergehen zu können.
Ein „Via Ferrata“ (italienische Bezeichnung für einen Klettersteig), ermöglicht also den Menschen durch die Hilfe von den genannten Sicherungsmöglichkeiten, einen Weg zu gehen, den sich normalerweise nur Extremwanderer erschließen könnten.
In vielen Bergführern unterscheidet man die Schwierigkeitsgrade folgendermaßen:

Versicherter Steig: Normaler Wanderweg mit ab und an gesicherten Passagen. Oft geht es dabei um kleinere Gipfelanstiege, bei denen Schwindelfreiheit und Trittsicherheit gefragt sind. Je nach Kondition benötigt man hierfür nicht unbedingt eine Klettersteigsicherung, da man z B. an den festen Stahlseilen Halt finden kann. Je nach Steinschlaggefahr ist jedoch ein Kletterhelm von Vorteil.

Klassischer Klettersteig: Klettersteige gibt es mit vielen verschiedenen Schwierigkeitsgraden für Anfänger wie auch für versierte und erfahrene Klettersteiggeher. Im Unterschied zum ab und an versicherten Steig sind die klassischen Klettersteige mit durchgängigen Drahtseilen und Zwischensicherungen im Felsen verankert und durchaus mit Eisentritten, Leitern oder Seilbrücken kombiniert.

Sportklettersteige: Hier liegt der Fokus auf einer sportlich gut trainierten Kondition mit dem ausgeprägten Wissen um bergsportlicher Technik. Die Wege durchlaufen meistens ausgesetztes Gelände, auch durch Überhänge. Auch hier verläuft ein durchgängiges Drahtseil als Sicherung, jedoch oftmals ohne künstlich angebrachte Zusatztritte. Das ist wirklich etwas für Bergspezialisten. Natürlich kommt es auch hier auf die differenzierte Schwierigkeit des Klettersteigs an. So ist z.B. der Klettersteig „Via Attrezzata Rino Pisetta“ auf den Dain Picolo am Gardasee ein wesentlich schwererer Sportklettersteig als der Klassiker auf die Alpspitze.

Wichtige Regeln für den Klettersteig

Die Klettersteig-Technik zu lernen ist einfach und mehrtägige Klettersteigkurse z. B. in den Sektionen des Deutschen Alpenvereins helfen die wichtigen Klettersteig-Grundregeln zu erlernen, damit das Wandern im Klettersteig ein alpiner Genuss wird.

Wichtige Grundregeln sind: Stets und immer gesichert sein und nicht zu stürzen!

Auch wenn manche Situation zuerst einmal überschaubar ist, sollte man immer gesichert bleiben, denn der kleinste Fehler kann fatale Folgen haben. Unter Umständen kann es passieren, dass andere Bergsteiger oberhalb des Weges einen Steinschlag auslösen. Spätestens am Klettersteig-Einstieg sollte man an einem sicheren Platz die Klettersteigausrüstung anlegen. Es ist immer darauf zu achten, sich vor Steinschlag zu schützen und den Kletterhelm rechtzeitig aufzusetzen.
Als Klettersteiggurt empfehlen wir, je nach Größe, einen gut gepolsterten Gurt mit verstellbaren Beinschlaufen zu nehmen. Auf diese Weise kann man, je nach Wetterlage, entweder in dünner Kletter- oder Trekkinghose oder mit Winterhose in den Steig zu gehen.  Das Klettersteigset wird nun durch die zentrale Anseilschlaufe des Klettergurts gezogen und mittels Ankerstichknoten eng zugezogen. Eine gute Kontrolle ist die beste Win-Win-Situation und vier Augen sehen mehr als zwei. Unter dieser Devise sollte man sich gegenseitig kontrollieren, ob alles richtig angelegt ist:

Partnercheck – sonst Partner weg!

Sicherheitscheck, nachdem die robusten und stabilen Wanderschuhe nachgeschnürt worden sind:

  • Klettergurt richtig angelegt und alle Schlaufen geschlossen;
  • Klettersteigset richtig angelegt;
  • Helm richtig aufgesetzt und verschlossen;
  • Erste Hilfe Set im Rucksack dabei;
  • Route nochmals checken und auf das aktuelle Wetter achten;

Je nach Klettersteig-Erbauer und deren Kontrolle, sind die Klettersteige in einem guten oder in einem weniger guten Zustand. Während des Begehens immer die Haken und Befestigungen prüfen und stets nur geöffnete Klettersteigrouten begehen. Die Technik der Klettersteige ist jedoch meistens sehr gut. Die Drahtseile sind mit Verankerungsstiften aus Eisen am Felsen befestigt. Diese sind je nach Gelände und Felswand etwa drei bis zehn Meter voneinander entfernt und verhindern das Weiterschieben der Klettersteigkarabiner. An dieser Stelle nimmt man einen Klettersteigkarabiner heraus und hängt ihn sofort in den nächsten Drahtseilabschnitt. Während des Umhängens ist man auf diese Weise am zweiten, nämlich dem hinteren Karabiner gesichert! Jetzt erst kann der zweite Karabiner gelöst werden und in den vorderen Seilabschnitt eingeklinkt werden.

Auch auf die richtige Bewegungs-Technik kommt es an: Wenn der Routenverlauf durch das Stahlseil vorgegeben ist, dann ist es wichtig den Körperschwerpunkt beim Klettersteiggehen seitlich zu verlagern, damit der auf einem stabilen Tritt stehende Fuß belastet werden kann – der andere Fuß kann dann in Ruhe höher gesetzt werden. Diese Abfolge ist nicht so ganz einfach und es empfiehlt sich dieses vorab zu trainieren, damit es in Fleisch und Blut übergeht.

Kann ich eine Pause machen, wenn ich im Klettersteig bin?

Ein Päuschen in Ehren kann niemand verwehren. Das stimmt, denn wenn die Kräfte schwinden, sollte man pausieren. Es gibt bei einigen Klettersteigsets z. B. beim Vertigo von Petzl ….Link  eine sogenannte Ruheschlaufe, mit der man sich direkt mit Hilfe eines Karabiners in das Stahlseil einklinken kann, doch darf diese Ruheschlaufe nie während des Kletterns benutzt werden, sonst funktioniert der Bandfalldämpfer nicht mehr korrekt. Eine andere sinnige Lösung ist, eine Bandschlinge in Kombination mit einem Schraubkarabiner dabei zu haben, denn diese kann man ebenfalls ins Stahlseil einhängen, um sich ein wenig auszuruhen.

Was passiert, wenn man trotz aller Sicherung stürzt?

So etwas sollte nie passieren – denn, wenn man stürzt, fällt man ungebremst bis zur nächsten Zwischensicherung, die die Kraft des Sturzes an den eingehängten Karabinern abbremst. Auch der Bandfalldämpfer kommt hier an seine Grenzen und der Fangstoß bleibt hart. Ins solch einem Fall kommt es häufig zu schweren Verletzungen. Der Bandfalldämpfer muss auf jeden Fall dringend ausgetauscht werden, denn er funktioniert dann nicht mehr.

Was brauche ich für den Klettersteig?

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