Kunstfaser oder Daune?
Die wichtigste Frage beim Schlafsackkauf betrifft die Füllung. Füllart, Füllmenge und Füllqualität entscheiden über Einsatz, Qualität, Wärme, Gewicht und Pflege. Grundsätzlich gibt es Daune und Kunstfaser. Es gäbe beide Materialien nicht, wenn nicht jedes Vorteile hätte.
Kunstfaserfüllungen sind…
– meist günstiger,
– unempfindlich gegen Nässe,
– noch gut wärmend, wenn nass,
– pflegeleicht.
Daunenschlafsäcke sind…
– leichter,
– wärmer,
– kleiner im Packmaß,
– kuscheliger,
– langlebiger.
Einsatz:
Kunstfaserschlafsäcke sind deshalb im Vorteil, wenn es in nasse Regionen geht oder Nässe ein Problem werden kann, etwa beim Paddeln, wenn der Schlafsack auch mal eine grobe Behandlung überstehen muss, etwa auf Jugendcamps und Pfadfinderlager und wenn man ihn häufiger waschen will, wie bei Kinderschlafsäcken.
Daunenschlafsäcke sind im Vorteil, wenn man leicht unterwegs sein will, ein kleines Packmaß benötigt und das beste Gewichts-/Packmaß-/Wärmeverhältnis haben möchte.
Qualität:
Wie gut Kunstfasern sind, kann man an der Materialbezeichnung kaum erkennen. Fast alle Kunstfasern sind nämlich Polyester. Als Faustregel gelten: 1. Endlosfasern sind meist langlebiger als Stapelfasern, 2. Markenmaterialien und Markenkategorien sind zuverlässiger und besser vergleichbar als No-Name-Füllungen, 3. Silikonfixierte Fasern sind langlebiger als thermisch fixierte Faser.
Bei Daunen gibt es Merkmale, die die Qualitäten der Daunen belegen. Daraus lassen sich Rückschlüsse auf die Wärme ziehen.
Zum einen ist es das Daunenmischverhältnis. Kein Schlafsack besteht aus 100% Daunen. Ein 60/40er Verhältnis von Daunen zu fedriger Daune/ Kleinfedern ist schlechter als eine 80/20 und die wiederum schlechter als eine 95/5er Füllung. Dazu können weniger isolierende Entendaunen oder hochwertigere Gänsedaunen im Schlafsack sein. Objektiver ist die Messung des Fillpowers, also die Fähigkeit der Daunen sich auszudehnen und Luft zu speichern. Beim Fillpower wird 1 Unze Daune zusammengedrückt und danach losgelassen. Dabei schaut man, wie viel Volumen (nach nichtmetrischen Cubic Inches „Cuin“) die Daunen dann füllen. Ordentliche Daune dehnt sich auf 550 Cuin aus, gute Daune auf 650 bis 700 Cuin, Spitzendaune auf Werte ab 750 bis 900 Cuin.
Wärme:
Korrekterweise wärmt ein Schlafsack nicht, sondern verhindert den Verlust der Körperwärme. Das geht umso besser, je mehr stehende Luft das Material einschließt. Bei Kunstfaser macht das einerseits die Masse der Füllung, andererseits auch ein Mischung unterschiedlicher Faserarten und Faserfeinheiten, die einem Schlafsack „Loft“ (Bauschkraft) geben und viel Luft einschließen.
Bei Daunenschlafsäcken ist das einfacher. Mehr Füllung und mehr Loft (ein höherer Cuin-Wert) bedeutet mehr Wärme. In Europa müssen Schlafsäcke nach einer EU-Norm zertifiziert werden. Der EU-Standard 13537 misst den Komfortwert, den Grenzwert und einen Extremwert. Beim Schlafsackkauf sollte man sich zum einen nach dem Komfortwert orientieren. Dies ist wichtig, weil der EU-Standard leider nur den Neuzustand und das auch nur statisch unter Laborbedingungen misst. Vor allem günstige Kunstfasern schneiden hier anfänglich (im Neuzustand) gut ab, verlieren aber manchmal schon nach einer Wäsche ihren Loft und damit die Isolationsleistung. Konvektionsverluste (durch Wind), Bewegung im Schlafsack oder Langlebigkeit spielen ebenso wenig eine Rolle.
Gewicht:
Natürlich wirkt sich die Wärmeleistung auf das Gewicht aus. Mehr Füllung heißt immer mehr Wärme, egal wie die Qualität der Füllung ist. Und natürlich gibt es auch leichtere Kunstfasern oder hochwertige Daunenqualitäten, bei denen man mit weniger Füllmenge eine gute Wärmeleistung erzielt. Von einer 700er Entendaune braucht man vielleicht 750 Gramm Füllung um auf –3°C Komfortwert zu kommen, während man die Temperatur auch mit einer 800er Fill Gänsedaunen mit 440 Gramm kommt. Inklusive Materialien wiegt der eine Schlafsack dann halb so viel, kostet aber fast doppelt so viel wie der andere – der auch eine hochwertige Füllung hat.