Wandern in der Sächsischen Schweiz

Was macht man, wenn der Wetterbericht fürs verlängerte Wochenende für komplett Deutschland Regen voraussagt? Man sucht sich den einzigen Flecken in Deutschland, für den die Regenprognose nicht bei 100% liegt! Umso schöner wenn dieser Fleck die Sächsische Schweiz mit ihren atemberaubenden Sandstein Formationen ist.

Eins war uns von vornherein klar, unsere Klettersachen brauchen wir nicht einzupacken. Auch wenn das Wetter sich von seiner besten Seite zeigen sollte, wäre es viel zu nass, um im Sandstein zu klettern. Unsere Stimmung konnte uns das allerdings in keinster Weise vermiesen, denn das Elbsandstein ist nicht ohne Grund eines der beliebtesten Wandergebiete Deutschlands.

So geht es am Freitagnachmittag kurz nach der Arbeit direkt ins Auto und Jochen, Berit und ich (Leon) machen uns auf den Weg in Richtung aufgehender Sonne. Leider sind wir nicht die einzigen, die sich am Freitag für ein verlängertes Wochenende auf die Reise gemacht haben, und so kam, was kommen musste: STAU! Nach einem kurzen Telefonat mit dem Besitzer unseres Campingplatzes sind wir allerdings wieder entspannt, weil er uns zumindest versichern konnte, dass wir auch noch lange nach der angegebenen Öffnungszeit des Platzes einchecken dürfen. Viele Stunden Warterei und Fahrerei später stehen also drei leicht gereizte Paderborner im Dunkeln auf einer Wiese direkt neben der Elbe und bauen mit Stirnlampen ihr Zelt auf. Wie gut, wenn man sein Zelt schon unzählige Male auf- und abgebaut hat und dies auch in finsterer Nacht zügig vonstattengeht. Schnell noch auf dem Kocher ein Abendessen zaubern und dann ab in die Schlafsäcke, schließlich wollen wir am nächsten Morgen direkt mit der ersten Tour loslegen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit frisch gebackenen Brötchen vom Campingplatz Besitzer und einer großen Tasse Kaffee sind wir ausreichend gestärkt für unseren ersten Wandertag. Wir hatten uns für unsere erste Tour ein paar echte Highlights der Sächsischen Schweiz rausgesucht. Die schlechte Erreichbarkeit unseres Campingplatzes mit dem Auto zeigt sich jetzt als sein größter Vorteil. Die Wanderwege beginnen nämlich direkt am Platz und so ist eine Anreise zu unseren Wanderungen mit dem Auto nicht von Nöten. Durch einen herrlich wilden Kiefernwald mit ein paar kleinen Datschen, geht es in steilen Serpentinen aus dem Elbtaal hoch Richtung Lilienstein. Das Wetter belohnt unseren anstrengenden Aufstieg mit strahlendem Sonnenschein.

Vorbei an blühenden Wiesen geht es immer weiter in Richtung unseres ersten Tagesziels. Hoch über der Elbe tront die Festung Königsstein. Aber zu allererst geht es wieder runter zur Elbe, denn noch befinden wir uns auf der falschen Elbseite. Nach einer kurzen Überfahrt mit einer Personenfähre nach Königsstein, geht es durch eine malerische Altstadt auf vielen Stufen hoch Richtung Festung.

An einer Weggabelung herrscht kurz Uneinigkeit über den besseren Weg. Wir entscheiden uns dann allerdings zum Glück für die längere Variante, welche sich als Landschaftlich deutlich attraktiver herausstellt. Durch einen kleinen Wald geht es vorbei an einem Straßenmusiker, welcher Lieder aus vergangenen Jahrhunderten zum Besten gibt, immer weiter hinauf. Plötzlich lichtet sich der Wald und man steht unmittelbar vor der Festungsmauer. Beeindruckend zu welch Bauwerken der Mensch schon vor so langer Zeit im Stande war. Nach kurzer Rast und einer Runde um die Festung entschließen wir uns allerdings zum weiter gehen, da wir noch weitere Ziele für den Tag ansteuern wollen.

Auf kleinen Pfaden führt uns der Weg wieder hinunter bis nach Königsstein und von dort in Richtung des Diebeskellers. Einer von vielen durch Erosion in den Sandstein gewaschenen Höhlen. Unser nächstes Highlight für diesen Tag ist der Pfaffenstein, ein 435m hoher Tafelberg. Durch kleine Schluchten und auf Stahlleitern und Treppen geht es hoch bis auf den Gipfel.

Der anstrengende Aufstieg wird mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Noch kurz einen Abstecher zur Barbarine, einer markanten Felsnadel, und dann treibt uns aufkommender Wind und Regen wieder runter in den schützenden Wald.

So langsam merken wir die angesammelten Höhenmeter und so treibt es uns zurück zum Campingplatz. Bei einer großen Portion Nudeln und einer Flasche Wein planen wir die Tour für den nächsten Tag, bevor uns die Müdigkeit in unsere Schlafsäcke treibt.

Der nächste Morgen beginnt nicht sehr vielversprechend, Wolken behangener Himmel, Nieselregen und ein kräftiger Wind sorgen nicht gerade für gute Stimmung. Aber meckern hilft nicht, also Regenjacke angezogen, Rucksack gepackt und auf geht’s zur nächsten Tour. Unser erstes Ziel heißt Lilienstein und ist ein markanter Tafelberg ganz in der Nähe unseres Zeltplatzes. Während gestern noch viele ambitionierte Kletterer am Lilienstein zu sehen waren, macht das Wetter heute jegliche Kletterambitionen zunichte. Glücklicherweise geht der größte Teil des Anstiegs auf den Lilienstein durch den Wald und so sind wir vor Wind und Regen ein wenig geschützt. Oben angekommen sind wir dem Wetter dann allerdings gnadenlos ausgesetzt. So fällt unser Aufenthalt auch dementsprechend kurz aus.

Auf direktem Weg runter zu Elbe folgen wir ihrem Verlauf bis nach Rathen. Auf dem Weg klart es auf und die Sonne bricht durch. Das ist auch bitter nötig, denn trotz Regenbekleidung kann man doch ganz schön nass werden 😉

In Rathen geht es auf einem eher unspektakulären, für Touristen optimierten, Weg hinauf zu einem der Toppziele der Sächsischen Schweiz, der Basteibrücke. Der enorme Menschenandrang treibt uns nach einem schnellen Foto dann allerdings weiter Richtung Schwedenlöcher. Meiner Meinung nach einem der magischsten Orte des Elbsandsteins. Wenn die Sonne richtig steht taucht sie die moßbewachsenen Felsen in ein Licht, sodass man meint hinter jedem Felsen könnte ein kleiner Kobold sitzen.

Nach einem kleinen Schlenker, GPS und Karte waren sich sehr uneinig, fanden wir wieder auf den richtigen Weg und waren zurück in Rathen. Nun ging es auf direktem Weg am Elbufer immer weiter Stromaufwärts Richtung Zeltplatz.

Am nächsten Morgen heißt es dann leider schon wieder Zelt abbauen und alles einpacken. Auch ein verlängertes Wochenende geht schnell vorbei. Auf dem Rückweg wollen wir allerdings noch eine kleine Wanderung einschieben, um auch den letzten Tag so gut es geht auszunutzen. Geplant ist eine Tour durchs Polenztal rauf zur Brandaussicht. Die Polenz, welche dem Tal seinen Namen gibt, schlängelt sich durch die senkrecht aufragenden Sandsteinklippen. Ein sehr beeindruckender Pfad mit interessanten Wildpflanzen am Wegesrand.

Nach einiger Zeit kommen wir an einer mehrere Meter hohen, stark verwitterten Mauer vorbei. Ein Hinweisschild gibt Auskunft über die blutige Vergangenheit dieser Mauer. Es handelt sich hierbei um die Überreste eines Geheges zur Bärenhatz. Durch natürliche Felsformationen eingerahmt zieht es sich hoch bis zur oben auf dem Berg gelegenen Burg. Schön, dass diese Art der Jagd heutzutage verboten ist und der Vergangenheit angehört. Auf kleinen Pfaden und über mittelalterlich anmutende Brücken geht es hoch zum Aussichtspunkt. Das Wetter ist zwar nicht optimal, aber das am Aussichtspunkt gelegene kleine Gasthaus umso lohnender. Nach einer kurzen Pause geht es allerdings direkt weiter zurück zum Auto, denn es wartet noch eine längere Rückfahrt auf uns.

Zeltplatz: Ferdinands Homestay

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